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Audiophile Wahrheiten?

Ich befürchte, audiophil geneigte Menschen neigen zur Besserwisserei – eine eher unsympathische Eigenschaft – insbesondere , wenn diese Besserwisserei mit einer gehörigen Portion Dogmatismus gepaart ist. Dann treffen schnell verschiedene Weltanschauungen unversöhnlich aufeinander. Es wird aufgeregt debattiert – der Audiophile ist ja nie um eine starke Meinung verlegen. Am Ende bleiben trotzdem alle in ihren Schützengräben, unwillens eine irgendwie verbindende Brücke zu bauen. Klassische „Aufregerthemen“ sind Klangeinflüsse von Netzkabeln, Lautsprecherkabeln, Sicherungen, diversen Tuningmaßnahmen etcetera etcetera. Dabei könnte man das Hobby ganz undogmatisch angehen – wenn man sich darauf besinnt, worum es geht – Spaß am Musik hören. Und ob eine Maßnahme / Komponente  besser klingt oder nicht, ist eine ganz individuelle Erfahrung. Natürlich wollen wir wissen warum etwas besser klingt – oder klingen soll. Wir wollen es verstehen – es begreifen. Dann werden Spezifikationen und Messungen bemüht und häufig kann man auch eine gute Erklärung finden – manchmal aber eben nicht. Röhrenverstärker messen sich nicht annähernd so gut wie Transistorverstärker – trotzdem sind letztere nicht zwingend besserklingende Verstärker. Bei der Einführung der Compact Disc 1982 wurde die technische Überlegenheit des neuen Formats gepriesen – 96dB dynamischer Bereich ..glatte 20-20kHz Frequenzbandbreite usw.. Klang dieses Format besser als Vinyl? Nein , bei weitem nicht. [Hier eine Anekdote : Ein amerikanischer Psychiater entwickelte ein Therapieansatz bei dem seine Patienten Musik vorgespielt wurde, die zu der Beruhigung der Patienten beitrug. Beim Wechsel von Vinyl auf CD erlebte er seine Patienten nicht beruhigt sondern aufgeregt und aggressiv.] Messwahrheiten sind keine Klangwahrheiten – als Audiophiler sollte man sich auf sein Ohr verlassen und nicht auf Messschriebe oder Theorien.

 

Nun zum eigentlichen Thema -  der Transport von digitalen Daten und dessen Einfluss auf den Klang. Ein Thema aus der besagten Schlangengrube. Nun könnte man wirklich meinen , dass hat keinen – und kann keinen - Einfluss auf den Klang (haben). Immerhin werden Bits&Bytes über tausende Kilometer geschickt und beim Empfänger korrekt zusammengesetzt – ohne Datenverlust. Welchen Einfluss sollen dann die paar Zentimeter zu Hause auf den Klang haben?  Es ist auch hinreichend messtechnisch bewiesen, dass digitale Audiodaten ohne Bitverlust oder Veränderung übertragen werden – also kann es - quod erat demsonstrandum – keinen Einfluss auf den Klang geben. Was soll also die Diskussion über digitale Kabel, audiophile Ethernet-Switches oder Ethernet-Filter? Vielleicht kann man sich dem Thema annähern, indem man sich bewusst macht, dass digitale Daten analog übertragen werden. Der Datenstrom besteht nämlich nicht aus Nullen und Einsen die auf wundersame Weise den Kupferleiter entlangfließen, sondern aus einem Rechtecksignal, wobei der Spannungsdurchgang entweder eine Null oder Eins beschreibt. Ein stark verzerrtes Rechtecksignal kann zu Timingproblemen führen, bekannt unter dem Begriff „Jitter“. Aber selbst wenn man solche starken Verzerrungen außer Acht läßt und die BitS&Bytes  werden „bit perfekt“ übertragen – Störungen, beispielsweise hochfrequenter Natur, werden das allerdings auch.  Diese Störungen lösen sich ja nicht in Luft auf, sondern werden über den Netzwerkplayer auch in den Digital-Analog-Wandler übertragen und können so den Klang negativ beeinflussen. Insofern macht es durchaus Sinn sich über das „Front-End“ Gedanken zu machen. Habe ich gemacht – was dabei rausgekommen ist, zeige ich Euch beim nächsten Mal....

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